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Für uns Menschen ist der Hautton das Maß für Natürlichkeit und Vitalität. Wir können am besten anhand des Hauttons beurteilen, ob uns die Bilder einer bestimmten Kamera gefallen oder nicht. Wir sehen keine andere Farbe so feinfühlig und einfühlsam, und keine andere Farbe ist von Fall zu Fall so unterschiedlich und hat doch denselben Namen. Der Hautton ist nicht Ocker, ist nicht Brombeere oder, oder, oder, sondern Hautton. Er lebt von einer einzigartigen Mischung von Farben. Auch wenn Gelb- und Orangetöne, die in Richtung Ocker getönt sind, den Hautton auf den ersten Blick dominieren, wird keiner der beiden Töne jemals in der Lage sein, einen Hautton so wiederzugeben, dass wir ihn als überzeugend akzeptieren würden.
Hauttöne leben vom Zusammenspiel aller möglichen Farben, die die menschliche Haut hervorbringen kann. Am auffälligsten ist das Cyan eines Bartschattens oder das feine Rot von Babywangen. Mit der Gefahr des Nivellierens kann Make-up einen Hautton so unnatürlich machen, dass man von Plastik sprechen kann. Richtiges Make-up ist eine Kunst für sich!
Der hellweiße Hautton wird meist von weißblonden oder albino Menschen dargestellt. Es gibt auch schwarzhaarige Menschen mit einem auffallend hellweißen Hautton. Solche Hauttöne haben Porzellancharakter mit subtilen Abstufungen in rötlich, ocker und grünlich-bläulich. Sie sind bei der Farbkorrektur nur schwer in den Griff zu bekommen, da ihre farblicheLeuchtkraft in sehr hellen Bereichen sitzt und es ihnen schnell an Vitalität fehlen kann. Auch bei der Farbkorrektur stellen sie eine Herausforderung dar.

Bei Menschen afrikanischer oder australischer Abstammung ist der Hautton oft tiefdunkel bis mittelbraun mit ausgeprägt warmen Farbwelten, der wie jeder andere Hautton einen Teil seiner Lebendigkeit von subtilen Farbschattierungen bis in das gesamte Farbspektrum hinein behält. Aber auch dunklere Hauttöne leben von einem lebhaften Kontrast mit hellen Gegen- und Randlichtern, die als Reflexionen die Haut besonders lebendig erscheinen lassen.

Dunklere Hauttöne sind eng verwandt mit dem so genannten kaukasisch-europäischen Hautton, der je nach Bräunung dem dunklen Hautton gleichmäßig zur hellen Seite folgt und ebenso bequem digital angetastet werden kann. Obwohl die Helligkeit oft dem kaukasisch-europäischen Typ nahe kommt, können asiatische und amerikanische Hauttöne der Ureinwohner Amerikas je nach Herkunftsgebiet eine feine bis ausgeprägte Zartheit im Olivenbereich entwickeln. Diese Zartheit kann schnell verloren gehen, wenn die Kamera nicht fein genug differenzieren kann oder wenn man bei der Farbkorrektur Mist baut.

An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass Hauttöne und ihre Ausprägungen im Flux sind. Es gibt keine Grenzen und keine Abstufungen. Aber es gibt offensichtliche Unterschiede, wenn man gezielt bemerkenswerte Beispiele herausgreift. Diese bewusst selektive Wahrnehmung ist u.a. die Grundlage des Rassismus. Als erfahrener Fotograf und Filmemacher lernt man jedoch, dass die Welt der Hautfarbe nicht aus ausgewählten Stereotypen besteht, sondern komplex ist.
Es gibt keine Sortierungsterminologie für Hauttöne wie „Rasse“. Der Begriff der Rasse im Zusammenhang mit Menschen, egal wie pseudowissenschaftlich versucht wird, den Begriff Rasse zu rechtfertigen, ist dieser: eine bösartige Terminologie, um – durch weiße Missstände – Identitätspolitiken auszuschließen, deren Ziel es ist, eine weiße Minderheit an der Macht zu halten. Persönlich bin ich dankbar dafür, dass unsere Welt, obwohl sie als Kugel scheinbar endlich ist, ein grenzenloses Universum bleibt. Es gibt immer Raum, etwas Neues zu entdecken. Wie trostlos und langweilig wäre unsere Welt, wenn wir Menschen alle einen ähnlichen Hautton hätten.
Wenn es darum geht, die Haut möglichst plastisch wiederzugeben, sollten wir bei der Bestimmung des Leuchtdichtekontrastes den Einfluss auf die Hauttöne berücksichtigen. Dasselbe gilt, wenn wir die RGB-Schieberegler anpassen, um die Farben des Bildes lebendiger zu machen. Ein Bild kühl zu machen, kann großartig aussehen und inhaltlich sehr sinnvoll sein. Aber die Stärke des Kühlungseffekts wird durch den Hautton bestimmt. Wenn der Hautton seine Lebendigkeit verliert, eine zombieähnliche Qualität oder ein Leichenschauhaus-Hautton bekommt, haben wir es vielleicht übertrieben. Umgekehrt funktioniert es mit einer starken Wärme im Bild. Ab einem gewissen Grad der Orangen- und Ockertönung überschattet die warme Färbung die Zartheit des Hauttons und wirkt nivellierend; der Hautton erscheint ohne Kontrast zur Umgebung und verwandelt sich bei zu viel Sättigung in einen billigen Karottenton.
Häufig besteht die Versuchung, Hauttöne zu isolieren und eine so genannte sekundäre Korrektur durchzuführen. In den meisten Fällen ist dies nur mit viel Routine und der Erfahrung sinnvoll, dass eine solche Massnahme meist in die Irre geht. Wenn die Haut unbeholfen oder einfach nur falsch aussieht, sollte man zunächst den Fehler in der vorherigen allgemeinen Farbkorrektur suchen (Coloristen nennen das primäre Farbkorrektur).
Manchmal wird ein weicher und heller Hautton gewünscht, der am besten als Porzellan beschrieben werden kann. Der Weg, dies zu erreichen, besteht darin, das Bild zu entsättigen und einen flachen Luminanzkontrast im Helligkeitsbereich des Hauttons durchzuführen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, das ganze Gesicht mit einer Maske auszuwählen und es dann etwas aufzuhellen (z.B. mit dem Schieberegler Helligkeit) und die Sättigung entsprechend anzupassen. Auf diese Weise bleibt die Farbe des Hauttons erhalten und passt immer noch zur Umgebung, und die Aufhellung wirkt wie ein zusätzliches Licht.
Vieles hängt von der Vorbereitung und dem Gestaltungskonzept ab, wenn wir das Bild strukturieren. Die Entsättigung des Hauttons funktioniert am besten, wenn es intensive Farben im Bild gibt, deren Sättigung trotz Entsättigung noch bis zu einem gewissen Grad dominant bleiben. Die Wahl der Kleidung kann in diesem Fall eine wichtige Rolle spielen. Aber es muss klar sein, dass eine Person, die mit gebräunter Haut vom Strand kommt oder afrikanischer Abstammung ist, niemals einen Porzellan-Hautton erhalten wird. Andererseits haben solche Menschen den Vorteil, in den meisten Fällen von Anfang an gesund und vital auszusehen. Nicht umsonst ist ein gebräunter Hautton in der westlichen Kultur zu einem erstrebenswerten Ideal geworden.
Die Farbabstufung von Bildern ähnelt der Arbeit eines Zauberers oder Illusionisten. Wenn wir Erfolg haben, wird der Betrachter nie auf die Idee kommen, dass wir die Farben des Bildes berührt und manipuliert haben, sondern das Bild als selbstverständlich ansehen. Wenn die Farbmanipulation eklatant ist, muss sie so gut sein, dass wir begeistert von einem starken Look sprechen. Wenn sie weniger inspirierend ist, wirkt sie wie eine Voreinstellung oder ein Filter, was wir von vornherein vermeiden wollten. Im Idealfall passt die Farbgestaltung zum Inhalt des Bildes und wirft keine Fragen auf. Wenn es keine Fragen gibt, ist das Ziel in der Regel erreicht. Wenn trotz intensiver Auseinandersetzung mit den Farben kein zufriedenstellendes Ergebnis erzielt wird, liegt das Problem in der Idee. Dann gilt die Regel Nr. 1 in der Kunst: