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Die folgenden Ausführungen mögen etwas akademisch sein. Sie sind ein Rezept für den Umgang mit Farbe im Haar, das ich vor einiger Zeit für Studenten zusammengefasst habe. Aber vielleicht vermittelt es eine Vorstellung davon, wie groß der Kosmos der Farbe, der Rezeption und der Interpretation dessen, was uns attraktiv macht, sein kann. Wie der Hautton vermittelt das Haar Vitalität und hilft dem Bild, seine Präsenz zu verstärken. Die Strategie für Haare ist einfach: den Haartyp unterstützen und damit Vitalität schaffen.

Beginnen wir mit weißen und hellgrauen Haaren. Das Wichtigste bei weißen Haaren ist, dass das Weiß nicht ausbrennt und so viele Details wie möglich erhalten bleiben. Der Farbton weißer und hellgrauer Haare hat von sich aus wenig bis gar keine Farbsättigung, und auch der Kontrast ist oft dünn. Weiße Haare auf eine etwas kühlere Seite zu verschieben und den Kontrast vorsichtig zu erhöhen, unterstützt den Hautton mit einem Warm-Kaltkontrast. Die Kühle wird erreicht, indem man das Rot reduziert (Cyan kommt ins Spiel) und Blau leicht reinschiebt. Das Ganze erfolgt subtil und erfordert eine Trennung der Haare vom Rest des Bildes, was mit einem Luminanzkey erreicht werden kann.

Blondes Haar lebt von einer starker Farbsättigung und sichtbarer Schärfe im Detail. Blondes Haar liegt nahe am Hautton und ist daher schwer zu trennen. Wie bei weißem Haar besteht auch bei hellblondem Haar die Gefahr, dass es schnell ins Weiß ausbrennt und erfordert einen fein abgestimmten Kontrast. Das Weiß muss sorgfältig kontrolliert werden, insbesondere wenn das Haar einen hellen Glanz aufweist.

Brünette Haare lassen sich auch nur schwer vom Hautton trennen. Wie das blonde Haar lebt es von einer reichen Farbsättigung und wird in den Lichtern gerne zur warmen Seite und in den Schatten zu einer gewissen Kühle gezogen. Dadurch erhält das brünette Haar ein ausgeprägtes Farbspektrum, das wie der Hautton stark zur Vitalität beiträgt.

Dunkles oder schwarzes Haar ist, wie weißes Haar, an sich nicht sehr farbenfroh. Dadurch wirkt es etwas weniger lebhaft. Dunkle Haare lassen sich jedoch mit Hilfe von Luminanzkeys leicht von hellen Hauttönen trennen. Mit etwas Abkühlung in den tiefen Schatten wird das Haar des südeuropäischen Typs unerwartet lebhaft und präsent.

Rote und orangefarbene Haare sind für sich genommen sehr präsent. Hier ist die Umwelt von Bedeutung. Solche Haare des irischen Typs sehen vor einem kühlen Hintergrund beeindruckend aus, dies kann sogar ein kühles Pink sein. Es kann sinnvoll sein, die Sättigung zu reduzieren, wenn die Haare das Bild und andere wesentliche Bereiche, wie z.B. den Gesichtsausdruck, übermäßig dominieren.